Sonntag, 21. Mai 2017

Bischof Erwin Kräutler bei der Kolping-Bildungskonferenz


Kolping setzt neue Schwerpunkte im Bereich Nachhaltigkeit
Bildungskonferenz des Sozialverbandes in Innsbruck mit Bischof Kräutler und Ex-EU-Kommisar Fischler - Kolping-Präsidentin Leopold: Bemühen um "stete soziale Wachsamkeit"

Innsbruck, 21.05.2017 (KAP) Kolping-Österreich will sich künftig verstärkt dem Engagement gegen Armut, Ungleichheit und Umweltzerstörung widmen, wie es etwa Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" oder die Vereinten Nationen mit ihren 17 aktuellen Entwicklungszielen propagieren. Rund 200 Teilnehmer berieten in Innsbruck im Rahmen der Kolping-Bildungskonferenz, wie eine zukunftsfähige Gestaltung der Gesellschaft und eine schonende Nutzung der natürlichen Ressourcen möglich sein können. Prominenteste Teilnehmer waren der austro-brsilianische Bischof Erwin Kräutler und Ex-EU-Kommisar Franz Fischler. Die Konferenz ging Sonntagmittag zu Ende.

Kolping-Österreich-Präsidentin Christine Leopold betonte in ihren Grußworten die Grundüberzeugung von Kolping, sich den jeweiligen zeitlichen Herausforderungen zu stellen. Was Kolping auszeichnen müsse, sei die "stete soziale Wachsamkeit", so Leopold.

Franz Fischler, Präsident des "Europäischen Forums Alpbach" und ehemaliger EU-Kommissar für Landwirtschaft, hielt in seinem Impulsvortrag eine rasche Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und eine Mäßigung des Lebensstils für unumgänglich. Dabei gehe es allerdings nicht nur um Verzicht. Wohlstand sei auch weiterhin durchaus möglich, "aber auf nachhaltigere Weise und mit weniger Kollateralschäden". Dazu notwendig seien vor allem wesentlich mehr Bildung und Forschung, wie Fischler sagte. Er ermutigte die Mitglieder von Kolping, sich in ihrer Arbeit der Thematik verstärkt anzunehmen.

Bischof Kräutler rief zu einem fundamentalen Perspektivenwechsel auf, weg von einem Individualismus hin zu Solidarität. "Statt der Frage 'Was bringt es mir' muss die Frage lauten 'Was bringt es uns allen'", so Kräutler wörtlich. Gott habe dem Menschen aufgetragen, die Erde zu kultivieren und zu bewahren, nicht auszubeuten, betonte der Bischof unter Verwies auf die Heilige Schrift. Kräutler stand im Rahmen der Konferenz auch einem Gottesdienst in der Pfarre Pfarrkirche Allerheiligen vor.

Ausgehend von den Impulsen Fischlers und Kräutlers diskutierten die Teilnehmer in Workshops Möglichkeiten der konkreten Umsetzung, etwa in den Bereichen Mobilität, erneuerbare Energie am Arbeitsplatz und in den eigenen vier Wänden oder die Produktion und den Konsum "fairer" Nahrungsmittel.

2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals (SDGs)), die bis 2030 anberaumt sind. Die 17 SDGs gehen über die bisherige Entwicklungspolitik hinaus und bilden Leitlinien für nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene. An erster Stelle steht weiterhin die Überwindung von Armut und Hunger. Ebenso bleiben Gesundheit, Bildung und der Schutz von Lebensgrundlagen auf der Agenda. Allerdings kommen auch gesellschaftspolitische Ziele wie Gleichheit der Geschlechter, eine gerechte Steuerpolitik, die Verringerung der Ungleichheit zwischen Staaten oder der Zugang zu Rechtshilfe und inklusive Institutionen hinzu.

Das von Adolph Kolping gegründete Kolpingwerk ist heute in über 60 Ländern der Erde mit rund 500.000 Mitgliedern vertreten. Schwerpunkte der Arbeit bilden die traditionellen "Kolpinghäuser", die in Österreich über 6.000 Wohnplätze für Lehrlinge, Schüler und Studenten bieten, ebenso aber auch Sozialeinrichtungen, die alleinerziehenden Müttern, kranken, älteren oder pflegebedürftigen Menschen, von Gewalt betroffenen Frauen oder Menschen mit Behinderungen "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Der Sozialverband ist inzwischen in 20 Ländern Europas mit insgesamt rund 330.000 Mitgliedern vertreten und hat beim Europarat Beobachterstatus.



Bildungskonferenz von Kolping Österreich
Siehe "Impulsreferate"





OTS, 22. Mai 2017
Nachhaltig und enkeltauglich
Kolping Österreich stellt die Weichen für eine zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft.

Wien (OTS) - Mit einem klaren Bekenntnis zum Einsatz für einen nachhaltigen Lebensstil endete die heurige Bildungskonferenz von Kolping Österreich. An die zweihundert TeilnehmerInnen und Gäste hatten sich von 19. bis 21. Mai im Kolpinghaus Innsbruck versammelt, um gemeinsam Möglichkeiten zu erkunden, die „Globalen Nachhaltigkeitsziele“ (SDGs) der Vereinten Nationen im Bereich des Kolpingverbandes in die Tat umzusetzen, oder, wie es Kolping-Präsidentin Christine Leopold in ihren Eröffnungsworten ausdrückte, „aktiv mitzuwirken an einer guten Zukunft für möglichst alle Menschen auf dieser Erde.“

Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Gottesdienst am Freitagabend mit austro-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler, der in seiner Predigt ebenso wie in seinem Impulsvortrag am darauffolgenden Tag zum Schutz „unseres gemeinsamen Hauses, der Erde“ aufrief. Es sei „absolut unmöglich, dass wir ohne unsere Mit-Welt überleben“, so der Bischof, der seit mehr als 50 Jahren in Amazonien tätig ist; angesichts der Wunder der Schöpfung regte er an, die „Fähigkeit zum Staunen“ neu zu erlernen – „wer staunen kann, will nicht beherrschen, sondern bewahren, wie es auch unser Auftrag von Gott her ist.“

In einem zweiten Impulsreferat bezeichnete der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler ein rasches Umdenken und eine Mäßigung des Lebensstils der Menschen in den wohlhabenden Ländern als alternativlos: „So wie bisher kann es nicht weitergehen“, stellte Fischler, der sich seit einigen Jahren als Präsident des „Europäischen Forums Alpbach“ der Förderung der Nachhaltigkeit widmet, fest; aktuell würde die Menschheit jährlich die Ressourcen von eineinhalb, bald von möglicherweise zwei „Erden“ verbrauchen. Bei einer Neuorientierung gehe es aber nicht nur um Verzicht, führte er aus: Wohlstand sei auch weiterhin durchaus möglich, „aber auf nachhaltigere Weise und mit weniger Kollateralschäden“.

Ausgehend von den Impulsen der beiden Hauptreferenten thematisierten die Teilnehmer danach in Workshops mit Experten aus ganz Österreich Möglichkeiten, die Globalen Ziele in konkreten Bereichen zu verwirklichen; dabei wurden Wege sondiert und diskutiert, beispielsweise in den Kolpinghäusern die Energie-Effizienz zu steigern, Mobilität zu vergemeinschaften oder etwa im Bereich der Ernährung nachhaltige Alternativen zu fördern. Die Delegierten wurden dazu ermutigt, ihren ganz persönlichen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit zu erkunden und jene Kraftquellen zu erschließen, die einen dauerhaften und substanziellen Wandel des Lebensstils möglich machen.

Als Abschluss formulierten alle TeilnehmerInnen ihr ganz persönliches „Commitment“ – eine aus freien Stücken gewählte Verpflichtung, die man sich selbst und der Gemeinschaft gegenüber eingeht, um ein Ziel, das man als richtig und wichtig erkannt hat, zu erreichen. Kern-Sätze, die das weitere Engagement der Kolpingleute für eine „enkeltaugliche Zukunft“ beflügeln werden.