Sonntag, 4. Dezember 2011

Umleitung des Rio São Francisco droht Fiasko zu werden

Im Wahlkampf für Dilma Rousseff gebrauchte der damalige Präsident Lula starke und populistische Sprüche für die Umleitung des Rio São Francisco: was Dom Pedro nicht schaffte, werde er in die Wege leiten; alle Kleinbaueuern des Nordosten Brasiliens sollen Getränke aus dem Kühlschrank nehmen können... Er machte sich auch über Dom Luiz Cappio lustig, der vehement gegen das Projekt protestierte und zweimal (2006 und 2007) in den Hungerstreik getreten ist, um einen Stopp zu erreichen.

2007 wurde trotz vieler Proteste und Bedenken mit der Umleitung des Flusses und der Errichtung von insgesamt fast 800 km Kanalsystemen für Bewässerungsanlagen begonnen. Nun geben immer mehr Bauherren die Arbeit auf und schwere Mängel werden sichtbar. Betonwände werfen sich und haben Risse, Stahlgebinde ragen unfertig aus dem Beton, und an manchen Stellen wurde der Beton einfach auf die trockene Erde des Nordostens geschüttet.

Das Projekt wird derzeit mit Kosten von R$ 6,8 Mrd beziffert, 36 % mehr als zunächst budgetiert. Laut Ministerium wurden bereits 3,8 Milliarden für den Bau und 2,7 Milliarden für die Bauunternehmen ausgegeben.

Bis zu 26.000 Liter Wasser pro Sekunde sollen vom Rio São Francisco über Kanäle und ausgetrocknete Flussbette in die Bundesstaaten Pernambuco, Ceará, Rio Grande do Norte und Paraíba geleitet werden. An 16 Großbaustellen wird gearbeitet, wobei an 14 private Bauunternehmen und an 2 die Armee tätig sind.

Es gibt bereits Kommentare, dass hier eine zweite "Transamazônica" entstehen könnte - jenes Autobahnprojekt wurde auch nie fertig. Durch diesen Rückschlag der Bundesregierung bekommen die Kritiker des Projekts wieder Aufwind. 2007 war Bischof Luiz Cappio in einen 24-tägigen Hungerstreik getreten, um das Projekt zu verhindern. Er erreichte jedoch nur einen vorübergehenden Baustopp.

Auch für Belo Monte wird von vielen ein ähnliches Szenario befürchtet: das Kraftwerksprojekt ist zu komplex und widersprüchlich und auf alle Fälle zu kostspielig.

Pressestelle Bistum Mainz, 8.12.2011
Giebelmann traf Bischof Dom Luiz Cappio
Bischof Cappio gilt in Brasilien seit Jahren als Symbolfigur für den Widerstand gegen das von der Regierung am São-Francisco-Fluss durchgeführte Megaprojekt der Umleitung riesiger Wassermengen in den trockenen Nordosten des Landes. Zwei Hungerstreiks haben den Franziskanermönch dabei über Brasiliens Grenzen hinaus bekannt gemacht. Anstelle teurer Milliardenprojekte kämpft er für die Agrarreform im trockenen Sertão, um den Kleinbauern ein würdiges Leben zu ermöglichen. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hatte sich im Jahr 2007 als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in einem Schreiben an Staatspräsident Lula da Silva mit Bischof Cappio, der sich damals im Hungerstreik befand, solidarisiert.

„Heute verfallen die Baustellen des Projektes, da die Regierung dafür keine Mittel bereitstellt, sondern für die anstehende Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 verwendet", sagte Cappio am Mittwochabend. Und weiter: „Das ist die traurige Wahrheit und Wirklichkeit. Wir sind traurig darüber, dass soviel Geld vergeudet wurde." Die Bauarbeiten seien nach den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2010 zum Erliegen gekommen. Cappio betonte, dass er nicht grundsätzlich gegen solche Wasserprojekte sei. „Was uns ärgert, ist, dass soviel Geld für Wasserprojekte ausgegeben wird, um agroindustrielle Unternehmen zu fördern, nicht aber den demokratischen Zugang zu Wasser für die ganze Bevölkerung."

FOTO-Galerie von Estadão:
Ein Spezial-Beitrag zum Projekt der Umleitung (auf Portugiesisch!) mit vielen Fotos:
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"HISTÓRIA" und dort "FOTOS"


YouTube-Video
Lula faz última visita como presidente ao Nordeste, fala sobre transposição do Rio São Francisco

Globo-Video
Na Paraíba: evento discute transposição de águas do Rio São Francisco

Estadão, 4.12.2011
Governo abandona transposição do São Francisco após eleição de Dilma
Obras estão deterioradas, com concreto rachado e vergalhões abandonados

Veja filme na TV-Estadão


Veja, 4.12.2011
Projeto do São Francisco teve preços superfaturados
Superfaturamento de preços, fiscalização omissa e atraso injustificável nas obras foram os principais problemas encontrados na última fiscalização feita pelo Tribunal de Contas da União (TCU) no eixo leste do projeto de transposição do Rio São Francisco. A auditoria foi realizada de junho de 2010 até maio de 2011 e os problemas relatados ao Ministério da Integração Nacional, que até agora não adotou as providências para ressarcimento dos prejuízos, estimados em R$ 8,6 milhões à época.

Tribuna da Bahia, 24.11.2011
Transposição do Velho Chico quase parada
A transposição do rio São Francisco prevê o desvio de até 26 mil litros de água por segundo, do rio para canais e leitos secos nos Estados de Pernambuco, Ceará, Rio Grande do Norte e Paraíba. A obra, com 16 frentes de trabalho, 14 com grupos privados e 2 com o Exército, aliás, as únicas que seguem trabalhando.
Com o risco de se transformar numa “transamazônica”, a estrada que não chegou ao fim, o projeto do governo federal desperta a posição contrária da oposição.